12.1.2015
Am vergangenen Wochenende (Sa/So) war bei mir in der Empathie-Schule volles Haus. Ich habe mein Empathie-Konzept mit neuen Leuten getestet und sowohl viele wertvolle Feedbacks als auch selbst viele neue weiterführende Ideen bekommen, die ich versuche, bis zum übernächsten Wochenende in Köln mit einzuarbeiten. Obwohl es anstrengend war (Samstag von 9 - 21.30 Uhr referiert, Sonntag von 9 - 18 Uhr referiert), war es gleichzeitig auch sehr energetisierend!
Am Samstag startete das Programm mit der Einführung in vier Teilen. Im dritten Teil, der die Überschrift "Resonierende Empfindungen" trägt, hatte ich zu Beginn eine kleine Demonstration von mir eingeplant:
Ich fragte in die Runde, wer sich für diese Demo zur Verfügung stellen würde. Aufgabe dieser Person wäre lediglich, an drei verschiedene Personen aus ihrem Leben zu denken, die in gewisser Weise miteinander zu tun haben, - ohne auch nur irgendeine Information über diese Personen preis zu geben - und ich fühle mich in diese drei Personen unwissend ein.
Eine Frau meldete sich.
Ich nahm ein leeres DinA4 Blatt, hielt es in die Höhe und bat sie, sich vorzustellen, dass die erste Person aus ihrem Leben nun dieses Blatt Papier darstellt. Sie solle weder den Namen mitteilen noch irgendwelche Informationen geben. Sondern sich einfach nur vorstellen, dass dieses Blatt Papier jetzt diese eine Person sei.
Sie nickte, als sie sich klar war, wer dieses Blatt sein sollte.
Dann fühlte ich in mich ein, indem ich einfach nur beobachtete, wohin ich nun dieses Blatt Papier in diesem Raum legen wollte. Es zog mich zu der großen Palme in der Ecke des Raumes. Ich legte das Blatt direkt vor die Palme, als ob Person 1 sich in dieser Palme verstecken wolle.
Dann nahm ich das zweite leere DinA4 Blatt, hielt es hoch und bat die Frau, sich nun vorzustellen, welche weitere Person dieses Blatt 2 darstellen solle. Als sie ein Zeichen gab, dass sie für sich innerlich diese Person 2 dem Blatt zugeordnet hatte, konzentrierte ich mich einfach wieder auf mein Gefühl und schaute, wohin ich dieses Blatt legen will. Ich blieb an der Stelle stehen, wo ich gerade war und grübelte, wohin ich mich stellen möchte. Ich grübelte und grübelte - und identifizierte dann dieses Grübeln als ein Teil des Charakters dieser Person 2. Ich legte das Blatt 2 direkt an dieser Stelle auf den Boden, stellte mich drauf und sagte, dass ich - wenn ich mich in diese Person 2 einfühle - permanent am Grübeln bin.
Schließlich nahm ich noch Blatt 3, zeigte es der Frau und bat sie, darauf nun die dritte Person zu projizieren. Dann konzentrierte ich mich wieder auf mich selbst und hatte sofort das Gefühl, Blatt 3 zu Blatt 2 legen zu wollen.
Anschließend stellte ich mich der Reihe nach noch einmal auf jedes Blatt und berichtete der Gruppe, was ich auf jedem Blatt fühlte. Als ich nach meiner Einfühlungsrunde wieder zur Frau rüberschaute, sah ich Tränen in ihren Augen. Das, was ich mitgeteilt hatte, berührte sie zutiefst. Und sie bestätigte, dass ich diese drei Personen äußerst stimmig dargestellt hätte. Gänsehaut pur.
Sie bat mich sogar, mich noch einmal auf einen der drei Zettel zu stellen und genauer nachzufühlen, wie es dieser Person in einem bestimmten Kontext gehen würde. Sie hätte noch eine Frage dazu. Ich versuchte, so gut wie möglich diese Frage zu beantworten...
Diese Bitte von ihr war zusätzlich ein "indirekter" Beweis dafür, wie stimmig ich mich in diese Personen eingefühlt hatte. Denn nun wollte sie, dass ich noch genauer nachforsche, und erhoffte sich dadurch weiterführende Antworten von mir.
Hätte sie mit meinem Einfühlen nichts anfangen können, dann hätte sie auch kein weiteres Interesse daran gehabt.
Was passiert hier?
Wir wissen es definitiv nicht - aber wir können es immer wieder erleben.
Prof. Dr. Matthias Varga von Kibéd (Mitbegründer der Systemischen Strukturaufstellungen, nennt das Phänomen im Video ab Minute 28:28 "Repräsentierende Wahrnehmung") sagt dazu in Minute 34:45: "... das weiß im Moment noch niemand genau."
Ich denke auch, dass diese Form des Einfühlens eigentlich jeder kann, denn ich habe es nicht trainiert. Ich habe nur über viele Jahre immer wieder bei unseren Freien Systemischen Aufstellungen in Stellvertreterrollen gestanden und mich in die unterschiedlichsten Charaktere eingefühlt - ohne dabei etwas zu "üben".
Doch als ich der Gruppe meine Sichtweise mitteilte, dass so etwas jeder könne, widersprach mir diese Frau sofort. So exakt, wie ich ihr diese drei Personen dargestellt hätte, könne sicherlich nicht jeder Mensch fühlen.
Ja, sicherlich gibt es Unterschiede. Doch ich zweifle nicht daran, dass jeder Mensch zumindest das Potenzial besitzt, sich in andere fremde Menschen einfühlen zu können, wenn er sich auf sie konzentriert. Die meisten Teilnehmer, die bei unseren Freien Systemischen Aufstellungen neu dazukommen und noch nie Aufstellungen erlebt haben, erfahren oft, dass sie sich gleich beim ersten Mal auf seltsame Weise stimmig in eine Stellvertreterrolle einfühlen können. Nicht jeder - aber die allermeisten.
Seit Jahren erlebe ich nun dieses Phänomen hautnah - und frage mich immer wieder: Wieso stürzt sich die Gesellschaft nicht auf diese Resonierenden Empfindungen? Es wäre doch ein gefundenes Fressen für die Bild-Zeitung - eine Sensation für´s Fernsehen!
Das Phänomen ist so verblüffend, so genial, oft so stimmig und passend und dadurch auch äußerst hilfreich. Wieso wird es in den öffentlichen Medien immer wieder als "Esoterik" oder als "Humbug" abgewertet oder kaum beachtet oder einer "Sekten-Form" zugeordnet? Wieso wird es nicht Teil unseres alltäglichen Lebens?
Wieso wird es bei professionellen Beratungen, Trainings, Schulungen etc. kaum direkt in die entsprechende Weltsicht oder Menschensicht integriert? Wieso ist es nicht Teil aktueller Kommunikationsmodelle?
Ist die Angst in unserer Gesellschaft vor solch einer gegenseitigen Resonanz wirklich so so groß?!?
Oder fehlt einfach nur das Interesse an so einer intensiven Resonanz-Verbindung zwischen uns Menschen?
Ich mag es kaum glauben.
Ich behaupte: Jeder kann sich auf diese Weise einfühlen.
Mein Ziel ist, es in jedem zu wecken!
Ich glaube an dieses Wunder!
Ich suche und forsche weiter - besonders in diesem Jahr.
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